19. August 2013 Guatemala, Tikal – Urwaldfeeling

Tempel ist die deutsche Bezeichnung von Gebäuden, die seit dem Neolithikum in vielen Religionen als Heiligtum dienen. Es ist der Ort, an dem rituelle Handlungen für oder durch Gläubige ausgeführt werden. Tempel werden oftmals als Aufenthaltsort der Götter angesehen.

Es hilft nichts, wir müssen weiter.  Es ist ein äusserst ungewollter Abschied von Antigua. Der ursprüngliche Plan war, lediglich 4 Tage in der Kolonialstadt zu bleiben. Daraus sind bereits mehr als 3 Wochen geworden. Doch heute Morgen ist es endlich soweit. Wir treffen um 7 Uhr ein letztes Mal auf Julio und Luisa, die unsere Abfahrt durch die Berge für ein paar Kilometer begleiten. Unsere Eskorte steht pünktlich vor der Tür unseres Hostals, dessen Besitzerin mit Tränen in den Augen Abschied von uns nimmt. Auch ich habe einen dicken Kloss im Hals. Nicht nur die klimatisch angenehme Kleinstadt habe ich liebgewonnen, ganz besonders schön fand ich auch die Gesellschaft unserer beiden neuen Freunde Julio und Luisa. Und da ist sie wieder, die negative Seite, die das Reisen bereitstellt. Dieses ständige Abschiednehmen! Ich werde mich wohl nie richtig daran gewöhnen können.

Wir reiten durch einen Morgen, der so frisch und klar ist, dass ich das Gefühl habe, die Luft, die ich einatme, könnte zersplittern. Die letzten gemeinsamen Kilometer vergehen viel zu schnell und ob aus Frauenstolz oder Bockigkeit – vorausgesetzt dass es dazwischen einen Unterschied gibt – drücke ich unseren liebgewonnen Freunde fast die Luft ab, als wir uns zum Abschied in den Armen halten. Ich mache dabei ein Gesicht, als ob ich eine Küchenschabe mit einem Ohrenkneifer vergleiche und mir überlege, auf welchen ich zuerst treten soll. Ich hasse Abschiednehmen! Doch unsere Verabredung mit dem Leben findet im gegenwärtigen Augenblick statt. Und der Treffpunkt ist genau da, wo wir uns gerade befinden. Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen und mit diesen Worten schliesse ich mein Visier, um der ungewollten Situation ein Ende zu setzen.

Durch wunderschöne Berglandschaft steuern wir auf den nördlichen Teil Guatemalas zu, nach Flores an der Laguna Petén.  Es ist der Ausgangspunkt für Touren nach Tikal, den berühmten Maya-Stätten, die in etwa 60 Kilometer Entfernung mitten in der Wildnis liegen. Unser Shuttle-Bus am nächsten Morgen startet um 5 Uhr. Die Pforten zu den Maya-Stätten öffnen um 6 Uhr. Dichter Nebel liegt über dem Dschungel als wir mit einigen wenigen Touristen den Bus verlassen. In den Baumwipfeln in der Ferne ertönt schauriges Gebrüll. Das Röhren der Brüllaffen ist kilometerweit zu hören. Mit Hinweisschildern wird vor ihnen gewarnt: „Brüllaffen bewerfen Touristen mit ihrem Kot, um auf sich aufmerksam zu machen.“ In der Luft krakeelen Vögel und Maya-Frauen in traditioneller Tracht verkaufen Souvenirs.

Es riecht nach modriger Erde während die Feuchtigkeit der nächtlichen Regenfälle vom Boden aufsteigt. Der Morgen ist in gespenstischen Nebel gehüllt, als die erste gewaltige Pyramide zwischen den Urwaldwipfeln auftaucht. Es ist der 45 Meter hohe Tempel des grossen Jaguar, zu dessen Spitze genau 100 Stufen empor führen.

Gemeinsam mit dem gegenüberliegenden Tempel der Masken rahmt er das Herzstück der antiken Maya-Stadt ein, den Grossen Platz. Die Steine der antiken Wolkenkratzer sind mit hellen Flechten und dunkelgrünem Moos bedeckt. In den Morgenstunden sind kaum Touristen auf dem Gelände.

Im Jahr 1979 wurde der Nationalpark Tikal von der UNESCO zum Weltkultur- und Weltnaturerbe erklärt. Er erstreckt sich über eine Fläche von 576 Quadratkilometern. Man kann die Stufentempel teilweise auch besteigen. Etwa den 65 Meter hohen Tempel der zweiköpfigen Schlange, der den höchsten Punkt der antiken Stadt darstellt. Von hier aus hat man einen weiten Blick über das Gelände. Drei Tempelspitzen ragen in der Ferne aus dem Dickicht des Dschungels. Es zeigt den Besuchern einmal mehr, wo sie sind: Im Regenwald von Tikal.

Als damals die Spanier im 16. Jahrhundert auf ihren Eroberungszügen vor den Toren Tikals standen, waren die gespenstischen Kulissen der riesigen Pyramiden, weitläufigen Plätzen und gewaltigen Palästen überwuchert von tropischer Vegetation. Die ehemalige Metropole der sagenumworbenen Maya beherbergte in ihrer Blütezeit bis zu 80.000 Menschen. Im 8. Jahrhundert nach Christus wurde Tikal jedoch von der Bevölkerung innerhalb kurzer Zeit verlassen. Was ist passiert? Aus dem Rätsel wurde bald ein Mythus, der bis heute die Maya als ein friedliches Volk darstellt, das in enger Verbundenheit mit der Natur gelebt haben soll. Doch die Geschichte der Maya in Tikal war eine andere, wie neue wissenschaftliche Forschungsarbeiten belegen. Es ging um Macht, um Selbstverherrlichung und um Vergöttlichung einer herrschenden Elite, die rücksichtslos jeden Lebensraum ausbeutete. Das Resultat war ein ökologischer Supergau, aber auch eine der bedeutendsten Hochkulturen des Altertums.

All die Warnschilder vor den Tempeln verunstalten doch nur die Fotos.
Da hilft nur eine gewisse Eigeninitiative.

Noch ist uns nicht bewusst, dass auf uns eine 10 km lange Sandpiste wartet,

die von Lkw-Arbeiten zerfurchte wurde. Etliche Lkws haben sich vor uns festgefahren.

Wir standen wohl unter dem Schutz unserer Schutzengel und
Glückskäfer, denn wir haben die Mopeds nicht weggeschmissen.

 

Wetter:

32 Grad, Sonne und Regen

 

 

          

 

Weitere Erlebnisse